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12.10.2024
Vom Danken
„Wie sagt man da?“ Das Kleinkind blickt unschlüssig von der Schokolade in seiner Hand zu den Großeltern, denen es die Süßigkeit zu verdanken hat. Seine großen Geschwister nuscheln mit vollen Mündern ein kaum verständliches „Danke“, worauf sich die Eltern pflichtbewusst für die mangelnde Höflichkeit ihrer Sprösslinge entschuldigen. Die Großeltern, denen es zu danken gilt, stehen amüsiert, gelassen oder pikiert daneben – je nachdem, wie sie so drauf sind.
Mit dem Danken ist das so eine Sache. Irgendwie lernen wir es nicht richtig. Oder besser gesagt, wir lernen es meist nur auf eine bestimmte Art. Wir lernen, dass Danke-Sagen eine Pflicht ist. Etwas, das man halt einfach so macht, weil sich das so gehört. Sonst ist man unhöflich und undankbar. Selbst für die weiße Schokolade mit Chiliflocken, die überhaupt nicht schmeckt, bedankt man sich deshalb automatisch. Ja, das mag höflich sein. Und gleichzeitig sagt ein solches automatisches, aus Pflicht dahingenuscheltes Danke nicht viel. Es droht zur leeren Floskel zu werden.
Dabei steckt im Danken richtig viel Kraft. In der Bibel ist sogar die Rede davon, dass unser Dank die Dinge, für die wir danken, heilig macht. Durch unseren Dank werden die Dinge also richtig wichtig und etwas Besonderes. Unser Dank kann etwas in der Welt verändern. Aber eine leere Floskel tut es da nicht. Da braucht unser Dank mehr. Ich glaube, damit unser Dank so eine Kraft bekommt, braucht er unsere Aufmerksamkeit und unser Herz. Das bedeutet erstens: Genau hinschauen, was ich da für ein Mitbringsel bekommen habe oder was ein anderer gerade für mich getan hat. Und zweitens: Genau hinfühlen, was mir das bedeutet. Ist es vielleicht nicht meine Lieblingsschokolade, aber ich bin echt gerührt, dass die Nachbarin an meinen Geburtstag gedacht hat? Bin ich richtig erleichtert, dass der Kollege mir diese eine Aufgabe abgenommen hat? Fühle ich mich seltsam unbeschwert zwischen Kastanien, Knallerbsen und bunten Blättern? Wenn ich so eine Gerührtheit, Erleichterung oder Unbeschwertheit fühle, dann ist der Dank schon da. Muss manchmal vielleicht gar nicht mehr ausgesprochen werden, weil er aus meinen Augen strahlt.
Ein Danke aus reiner Gewohnheit macht die Welt ein bisschen höflicher. Das ist ja auch nicht verkehrt. Ein Danke aus echten Gefühlen macht die Welt ein bisschen heiliger. Und das wünsche ich euch und der Welt von Herzen.
Pfarrerin Theresa Hauser, Regionalpfarramt Greußen-Großenehrich
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