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14.12.2024
Gott macht Licht
In der kommenden Woche liegen die kürzesten Tage des Jahres vor uns. Wir sind also gemeinsam gerade in einer besonderen Zeit unterwegs. Die Adventszeit, durch die wir gerade gehen, soll uns mit all ihren Bräuchen – und Lichtern – die Zeit etwas verkürzen, bis die Tage wieder länger werden. Spätestens mit dem Heiligen Abend denken wir in den Gottesdiensten daran, dass Gott uns ein ganz besonderes Licht in die Welt geschickt hat: das Jesuskind in der Krippe.
Auch bei uns hinter den Mauern der Anstalt sind die Tage nun kürzer. Und mit ihren vielen Stunden, die eben nicht von Sonnenschein geprägt sind, geht bei vielen Gefangenen einher, dass sie sich in der Advents- und Weihnachtszeit besonders bewusstwerden, dass sie nicht bei ihren Familien sein können. Da ist es schön zu merken, dass Menschen von „vor den Mauern“ sich Gedanken machen, wie sie doch ein bisschen adventliches Licht zu den Insassen bringen können: der katholische Kollege, der sich um Elektrokerzen müht, die die Gefangenen mit in den Haftraum nehmen können; die Menschen, die mithilfe des Schwarzen Kreuzes, eines Straffälligenhilfevereins, Weihnachtspakete für bedürftige Insassen packen; der Posaunenchor der Gemeinde, der auf dem Hof ein kleines Konzert gibt. Ihnen allen „da draußen“ sei gedankt, dass Sie bei all dem Trubel, den die Adventszeit sowieso schon aufwirbelt, die Menschen nicht vergessen, die hinter den Mauern von der Gesellschaft oft nicht gesehen werden. Auch sie sollen merken, dass Weihnachten ist und dass Gott uns allen nahe sein will. Gott will, dass sein Licht in jeder einzelnen Ecke der Welt leuchtet. Das gilt für Sie, das gilt für mich und auch für Menschen, die sich mit ihrer Gefangenschaft – ob innerlich oder äußerlich – manchmal nicht gesehen fühlen. Gott sieht uns alle, auch wenn wir manchmal das Gefühl haben, dass die Dunkelheit die Oberhand hat. Gott macht Licht – auf der Welt und in den Herzen.
Helfried Maas, Gefängnisseelsorger in der JVA Arnstadt