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Kirche Außenansicht: |
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Kirche Innenansicht: |
Gemeindebrief September bis November 2024 (*.pdf-Datei, 7 MB) (eingestellt am 28.08.2024) |
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Homepage: |
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http://www.suptur-bad-frankenhausen.de/kirchenkreis/pfarrbereiche-und-kirchengemeinden//pfarrbereich-bad-frankenhausen/bad-frankenhausen/ |
Büro: |
Jungfernstieg 7, 06567 Bad Frankenhausen
Karl-Liebknecht-Straße 12, 06577 An der Schmücke OT Oldisleben |
Ansprechpartner/in: |
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Telefon: |
034671 - 565366 oder 034673 91598 |
Fax: |
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Oldisleben: 034673 91598
montags von 9 bis 12 Uhr dienstags von 15 bis 18 Uhr donnerstags von 15 bis 18 Uhr Bad Frankenhausen: 034671 565366 freitags von 10 bis 14 Uhr |
Name der Kirche: |
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St. Georg und Marien (alias Unterkirche) |
Standort der Kirche: |
Evangelisch-lutherische Kirche St. Georg und Marien mit Ausstattung und Kirchhof. Kantor-Bischoff-Platz 1.
51° 21' 16' N, 11° 5' 52' E |
Entstehungszeit der Kirche: |
Die Stadtkirche St. Georg, auch als Unterkirche bezeichnet, ist aus der Kirche des 1215 gegründeten Zisterzienser-Nonnenklosters hervorgegangen und erlangte überregionale Bedeutung durch die seit 1804 in unregelmäßigen Abständen bis zur Gegenwart ausgerichteten Allgemeinen deutschen Musikfeste, welche durch den Frankenhäuser Kantor Bischoff begründet wurden.
Baugeschichte. Die Klosterkirche war ein langgestreckter Saalbau mit polygonalem Chor. Das Gotteshaus wurde im Bauernkrieg schwer beschädigt. Nach der Aufhebung des Klosters 1543 und dem Abbruch der Jacobikirche am Markt im Jahre 1546 wurde die nunmehr protestantische Unterkirche zur Hauptpfarrkirche der Stadt. Von 1596 bis 1598 hat man das Bauwerk unter Graf Wilhelm I. (1534-1597) von Schwarzburg-Frankenhausen gründlich repariert. Von 1650 bis 1654 entstand an der Nordseite des Chores, möglicherweise anstelle eines ähnlich beschaffenen Vorgängers, der Glockenturm. Hierzu nutzte man Steine von der Ruine Arnsburg bei Seega. Bei dem verheerenden Stadtbrand von 1689 brannte die Unterkirche vollständig nieder, so dass zwischenzeitlich die Oberkirche als Stadtkirche diente. Unter wesentlicher Förderung durch Fürst Albert Anton von Schwarzburg-Rudolstadt (1641-1710) entstand von 1691 bis 1703 ein weitgehender Neubau. Von der Vorgängerkirche wurden der gotische Chor, der steinerne Unterbaus des Turmes und die Nordmauer des Saales übernommen. Die Südwand wurde weiter südlich angelegt; dabei war Rücksicht auf ein damals dort noch bestehendes Klostergebäude zu nehmen. Der Entwurf stammte von Johann Moritz Richter d. J. (II). (1647-1705), der zuvor unter anderem an den Schlossbauten in Weißenfels, Zeitz und Eisenberg tätig war. Richter hatte die Oberaufsicht über den Neubau inne, die örtliche Bauleitung lag in den Händen des Maurermeisters Hans Friedrich Walther und seiner Söhne (siehe Bauinschrift am Westportal). Für die Stuckarbeiten wurden die aus Gotha stammenden Stuckateure Johann und Tobias Müller verpflichtet. Der ab 1700 erfolgte Wiederaufbau des Glockenturms erfolgte durch den Frankenhäuser Zimmermeister Hans Christoph Schelschläger. 1780 wurde an der Südseite eine in Fachwerk errichtete dreigeschossige Sakristei angefügt. 1842 hat man das Innere getüncht, 1884-86 grundlegend restauriert. Die jetzige Ausmalung stammt einschließlich des Deckenbilds von 1934. Der Gemeindesaal unter der Orgelempore wurde 1960 eingebaut, dazu hat man die untere Sängerempore nach Osten in den Saalraum vorgesetzt. 1983 entstanden zwei Gemeinderäume in der Fürstenloge und eine Winterkirche unter der Südempore. Nach 1990 erfolgten bauerhaltende Maßnahmen. Außenbau. Großer Emporensaal mit Polygonalchor und nördlichem Chorflankenturm aus unverputztem Hausteinmauerwerk unterschiedlichen Materials und Qualität. Am Saal vom Vorgängerbau Anhydritsteine, Kalksteine und roter Sandstein für die unteren Mauerteile verwendet, die oberen Partien aus örtlich vorkommendem, gelbem Sandstein bestehend. An den Langseiten je zwei Portale, die östlichen rundbogig, wohl von 1596/98, mit (modern erneuerten) Renaissanceprofilen am Gewände. Die beiden spitzbogigen Hauptportale mit gekehlten und gestäbten Profilgewänden, wohl von der gotischen Klosterkirche. An den Langseiten eine monumentale Kolossalgliederung aus rundbogigen Blendnischen, in die in drei Geschossen Fenster verschiedener Form und Größe eingefügt sind. Die unteren Fenster mit Segmentbogen und Schlusssteinen sowie teilweise mit Kreuzstock, die mittleren rechteckig, mit Kreuzstock und geohrten Gewänden sowie waagerechten Verdachungen, die oberen kreisrund. An der schlicht verputzten Westseite das Bruchsteinmauerwerk des Vorgängerbaus in Abschnitten bis in Traufhöhe erhalten, das abgeschrägte Sockelgesims hier teilweise unterbrochen; auch das Traufgesims nicht aus Stein, sondern aus Holz bestehend. Das rundbogige, nachträglich in die Mauer eingefügte Westportal mit einer Inschrift an seiner Bogenlaibung: „Im Nahmen Jesu / Anno 1691 ist an hiesiger Kirche nach dem dieselbe durch Gottes verhängniß Anno 1689 d: 17. / Septembr abgebrand, wieder zu bauen angefangen und as Mauer u. Steinhauer werck von Meistr Hanß / Walthern u: nach seinem Todte von deßen zwey Söhnen Meist: Joh: Fried u: Joh: Heinr: mit Gott verfertiget Ao: 1701“. Darüber eine zugesetzte Fensteröffnung des Vorgängerbaues sichtbar, in der Vermauerung ein ovales Rundfenster. Der Dachgiebel aus Fachwerk mit Schiefer bekleidet. Das Satteldach mit Ziegeldeckung. Der spätgotische Chor in vier Seiten eines Zehnecks geschlossen, dadurch die Mittelachse nicht von einem Fenster, sondern von einem Pfeiler markiert. Das westlich angrenzende Chorjoch durch die Sakristei im Süden und den Turm im Norden verdeckt. Die Strebepfeiler zweistufig, mit Profilgesims und flacher Abdeckung, dazwischen die vier hohen spitzbogigen Fenster in abgeschrägten Gewänden; das Traufgesims barock, analog dem des Saales gestaltet. Das hohe Walmdach mit Biberschwanzdeckung und Wetterfahne. Der Turm mit steinernem Unterbau, Glockengeschoss aus verschiefertem Fachwerk und achtseitiger gedrückter Haube mit Laterne und Schweifkuppel. An den drei unteren Geschossen Mauerteile der Vorgängerbauten erhalten, an der Nordseite, durch Material und Form als nachträgliche Einfügung erkennbar, gepaarte Fenster mit barocken Gewänden. Dort auch eine gusseiserne Gedenktafel für den Kantor Johann Georg Friedrich Bischoff aus dem 19. Jh.. An der Turmostseite ein viergeschossiger Anbau für ein Treppenhaus, ein ähnlicher Anbau schon am Vorgängerbau sichtbar. An der Südseite schlicht verputzter dreigeschossiger Sakristeianbau unter ziegelgedecktem Schleppdach. Innenraum. Der großräumige Kirchensaal durch die dreigeschossigen Korbbogenarkaden der Emporen und dazwischen eingespannte Spiegelgewölbe geprägt. Der Umgang unter den Emporen mit Kreuzgewölben versehen, vom Kirchenschiff durch Logeneinbauten abgeteilt. Die erste Empore mit Flachdecke, die zweite mit Halbtonnen gedeckt. An den breiten Emporenpfeilern eine Gliederung aus Pilaster, die unteren aus Stein, die oberen aus Stuck gearbeitet, in der Form unten und oben dorisch-toskanisch, in der Mitte – an der Hauptempore – korinthisch. Dort auch gefelderte Brüstungen und am Gebälk ein umlaufendes Schriftband mit Bibelzitaten. Als Bogenfüllung der unteren Arkaden reich geschnitzte barocke Schleierbretter. Die Emporen vor der Westwand zweigeschossig, hufeisenförmig, aus Holz gearbeitet; die untere Empore beim Umbau nach Osten vorgezogen, auf der oberen Empore, unter einen Korbbogen eingezwängt, die Orgel. Das hölzerne Bankgestühl in vier Blöcken angeordnet, mit Schnitzarbeiten 1884 ergänzt, damals auch die hölzernen Logeneinbauten auf und unter den Emporen überarbeitet. Mit den Schleierbrettern der Emporen, dem Bankgestühle, den Logen und dem stark überarbeiteten Orgelprospekt eine gestalterische Einheit zwischen Barock und 19. Jahrhundert hergestellt. Die heutige Ausmalung von 1934 mit ihrer verschmutzten, in Grüntönen gehaltenen Farbfassung gibt nicht den lichten Eindruck der bauzeitlichen Fassung wieder. Das Spiegelgewölbe der Decke setzt über einem breiten, mit Perlstab verzierten Gesimsband an und wird durch Stuckbänder quergeteilt. Das mittlere langgestreckte Feld und die beiden großen Rundfelder durch starke Stuckgirlanden gerahmt. Im mittleren Feld das Deckengemälde „Der Tod“ von Jürgen Wegener (1901-1963) aus Weimar, entstanden 1934, die beiden gleichfalls von Wegener gestalteten Rundfelder heute übermalt. Der hohe, an der Decke durch Korbbögen begrenzte Chorraum an den Seiten durch die prächtigen Fürstenstühle begrenzt. Diese zweiachsig, dreigeschossig und durch Rundgiebel bekrönt. Ihre Gestaltung mit Korbbögen, Brüstungen und Pilastern gleicht den Emporen. In den Giebelfeldern das Schwarzburger Wappen und auf der Gegenseite die Initialen des Grafen Albert Anton von Schwarzburg-Rudolstadt, die Wappen in mächtigen Kartuschen, gerahmt von Engeln und Fruchtgirlanden, die Giebel flankiert von Urnenvasen. Beide Logen verfügen über einen eigenen Zugang von Osten mit zugehöriger Innentreppe. Die Decke mit großem Stuckfeld in Vierpassform. Der Chorraum nur wenig erhöht, der Fußboden erneuert, darunter die verschlossene Fürstengruft von Graf Wilhelm I. und seiner Gemahlin von 1596. Die Decke gleich der des Langhauses gestaltet. Im Polygon vier Glasfenster mit Darstellungen der Evangelisten aus der Werkstatt Ferdinand Müller, Quedlinburg, von 1886. Die Entwürfe lieferte Josef Anton Fischer. Das Turmuntergeschoss mit Kreuzgratgewölbe, an der Westseite ein zugesetzter Spitzbogen. Der den Raum querteilende Gurtbogen eine Zutat von 1701. Zum Chor ein rundbogiges Gewändeportal von 1596. Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rainer Müller (Hg., TLDA) entnommen dem dreibändigen Opus Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Thüringen. Kyffhäuserkreis 5.1-5.3, E. Reinhold Verlag 2014 |
Bauzustand der Kirche: |
Ausstattung. Die Hauptteile der Ausstattung auf den barocken Neubau von 1691/1703 zurückgehend. Der Altar, für die Entstehungszeit schlicht gestaltet, eine hölzerne, mit Stuck überzogene Arbeit, wohl von den Stuckateuren Johann und Tobias Müller. Das hohe Retabel von korinthischen Säulen gerahmt, bekrönt mit breitem Gebälk, darüber die Kreuzigungsgruppe mit Christus am Kreuz, flankiert von Maria und Johannes, auf dem Sockel des Kreuzes Darstellung des Schweißtuches. Zwischen Volutenbögen eingespannt ein Auferstehungsgemälde, auf der Predella das Abendmahl.
Die barocke Kanzel am nördlichen Triumphbogenpfeiler zwischen Fürstenloge und nördlicher Empore angeordnet, wohl gleichfalls ein Werk von Johann und Tobias Müller. Der polygonale Korb von Putten mit dem Anker als Symbol der Hoffnung getragen, die bewegt geschwungenen Brüstungsfelder mit Rankenwerk, der Schalldeckel mit gleichem Zierrat, Engelsflüchten und bekrönender Engelsfigur. Der Taufstein aus weißem Marmor, achteckig, die Kuppa mit Akanthuswerk, der Schaft mit verschiedenen Früchten, u. a. Weinreben, Birne und Mohnkapseln, verziert, wohl um 1700. Im Chor ein aus schwarzem Marmor gefertigtes Epitaph für Antonius Friedrich v. Beulwitz (1692-1773), signiert und datiert „J. C. Klemm Sc. Greus MDCCLXXIV“. Aus der Oberkirche wurden übernommen ein lebensgroßer, hölzerner Kruzifix, spätes 15. Jahrhundert, und das Sandstein-Epitaph für Adam und Gertrud Leuckardt von 1582 mit Darstellung der drei Kreuze auf Golgatha und den Stiftern in Fürbitthaltung, beide im Turmuntergeschoss aufgestellt, weiterhin vier Grabplatten, die jetzt im nördlichen Umgang aufgestellt sind: Grabplatte für Elias Augustin Höfler (1601-1660), aus schwarzem Marmor mit Inschrifttext und umlaufenden Bibeltexten; Grabplatte für Johann Meyer (1583-1622), Sandsteingrabplatte mit lebensgroßem Halbrelief des Kriegskommissarius, in Renaissance-Kleidung, mit umlaufendem Schriftband, Wappentafel, Helmzier und zwei Wappenkartuschen mit Inschriften und Lebensdaten; Grabplatte für den Zöllner und Stadtvogt Elias Fischer (gest. 1611), lebensgroßes Halbrelief mit umlaufendem Schriftband und zwei Wappentafeln; Grabplatte für Hieronymus Fischer (gest. 1584), lebensgroßes Halbrelief mit umlaufendem Schriftband und Wappentafel. Weiterhin dort eine Bronzeglocke von 1576, geschaffen von Hans Fux. Die Glocken nach Kriegsverlusten durch zwei Glocken der Firma Schilling & Lattermann (Apolda) von 1958/59 aus Eisenhartguss ersetzt. Eine kleine Bronzeglocke der Firma Radler & Söhne (Hildesheim) von 1926 erhalten. Der ehemalige Kirchhof, bis ins 19. Jahrhunderts durch eine Mauer eingefriedet, heute eine offene Freifläche. Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rainer Müller (Hg., TLDA) entnommen dem dreibändigen Opus Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Thüringen. Kyffhäuserkreis 5.1-5.3, E. Reinhold Verlag 2014 |
Orgel: |
Die Unterkirche erhielt im Jahr ihrer Weihe 1703 auch gleich eine Orgel, gebaut von Johann Nordt, einem Frankenhäuser Orgelbauer, dessen Nachkommen im gesamten 18.Jahrhundert in Frankenhausen tätig waren.
Bei dieser ersten Orgel handelte es sich um ein barockes Instrument, von dessen Größe und Disposition allerdings keine Angaben überliefert sind. Der Prospekt — die künstlerisch gestaltete Ansichtsseite der Orgel — ist in den Pfeifenfeldern reichhaltig mit Schnitz- und Rankwerk ausgestattet sowie bemerkenswerterweise auch mit Erntegaben und blieb ungeachtet mehrerer Umbauten bis heute erhalten. Für den 1843 gewünschten Umbau schickte die Firma Schulze in Paulinzella den Mitarbeiter Julius Strobel (1814-1884), der daraufhin als Orgelbauer in Frankenhausen ansässig wurde. Bis zu seinem Tod baute er 99 Orgeln, die meisten in der Region um Frankenhausen, aber auch drei Werke für Holland und zwei für Südafrika. Von ihm stammen auch die Pläne für die Vergrößerung der Unterkirchorgel nach dem Geschmack der hochromantischen Musik im ausgehenden Jahrhundert. Ausgeführt wurde der Umbau von seinen Söhnen Reinhold und Adolf. Die Orgel wurde im Zusammenhang mit der renovierten Kirche am 17. Oktober 1886 eingeweiht. Das Instrument hat 49 Register, die sich auf drei Manuale und Pedal verteilen. Spätere Umbauten und der Zahn der Zeit haben dazu geführt, dass sich die Orgel in einem technisch beschränkt spielbaren und klanglich unausgewogenen Zustand präsentierte. Die Restaurierung erfolgte von 2015-2019 durch Orgelbau Eule. Sie wurde am 23. Mai 2019 in einem Festgottesdienst geweiht und ihrer Bestimmung, dem Lobe Gottes, wieder übergeben. Seitdem gab es viele Gottesdienste und Konzerte, in denen dieses großartige Instrument wieder zu hören war. Text: Gisela Göttsching und Kirchenkreis-Büro |
Geschichtsdaten: |
Die heute hier zu sehende Kirche ist die dritte an diesem Ort.
Als erste hat ein Graf von Beichlingen an dieser Stelle die Kirche für das von ihm 1215 gestiftete Zisterzienserinnenkloster bauen lassen. Über die Bauten und die Geschichte des Klosters ist wenig bekannt. Nur einige Mauerreste sind erhalten geblieben, im heutigen Schulbereich gelegen. |
Förderverein: |
http://www.unterkirche.de |
Homepage des Fördervereins: |
http://www.strobel-orgel.de |
Weitere kirchliche Gebäude: |
Evangelisch-lutherische Liebfrauen-Kirche mit Kirchhof. Oberkirchgasse o. Nr.
Der schiefe Turm der Ober- oder Bergkirche ist ein über die Stadt hinaus bekanntes Wahrzeichen von Bad Frankenhausen. Das auch als „Unserer Lieben Frauen am Berge“ bezeichneten Gotteshauses ist heute eine Ruine. Die Kirche diente als Pfarrkirche der Oberstadt. Eine weitere Kapelle, St. Wolfgang, die im Zusammenhang mit der Saline steht, ist nicht lokalisiert. Baugeschichte. Der heutige Bau entstand laut Bauinschrift 1382 unter der Leitung des Baumeisters Friedrich Halle im Auftrag der Bruderschaft zum Heiligen Geist, welche im Gebiet ansässig war und deren Mitglieder auf dem hiesigen Friedhof bestattet wurden. Davon zeugten einst eine Reihe heute nicht mehr erhaltener Gräber in und um das Gotteshaus. Die Entstehungszeit und Baugestalt des romanischen Vorgängerbaues ungeklärt, von diesem Bau Mauerteile im Turmuntergeschoss erhalten. Nach Einführung der Reformation, 1539, diente das Gotteshaus bis 1707 zeitweilig als Pfarrkirche der Stadt. Seitdem war sie Filiale der Unterkirche und wurde bis um 1943 gottesdienstlich genutzt. Nach den Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg, um 1632, wurde die Kirche bald wieder aufgebaut. Der Merianstich von 1650 zeigt die Kirche mit einem hohem Dach, einem hohem Dachreiter und einem spitzen Turmhelm mit Schweifgiebeln sowie mit südlichem Treppenturm. 1692 wurde sie wegen Baufälligkeit geschlossen und 1727 nach Umbauten wieder eröffnet. Bei diesem Umbau wurden Fensteröffnungen und Portale verändert und an beiden Langseiten eine zweigeschossige Empore eingebaut. Bei der Innengestaltung orientierte man sich offensichtlich an der 1707 fertiggestellten Unterkirche. Eine hölzerne Tonnendecke über dem Hauptschiff wurde eingezogen; 1759 beschädigte ein Brand Turm und Schiff, daraufhin der Turmaufbau in seiner heutigen Form errichtet. Die Kirche erhielt 1867 eine neue Orgel, erbaut durch die Frankenhäuser Firma Strobel. Dadurch bedingt entstand der Vorbau am Westgiebel mit dem Orgelzugang. Ein weiterer Umbau erfolgte ab 1910 durch den Architekten M.B. Schlag. Dabei wurden die östliche Chorwand sowie das Portal am westlichen Eingangsvorbau und das Südportal erneuert und die Kirche renoviert. Die ab 1908 verstärkt beobachtete Neigung des Turmes, auf Grund von Veränderungen des salz- und gipshaltigen Untergrundes, führte erstmals 1925 zum Vorschlag eines Totalabrisses. Bereits 1911 wurde der erste Versuch einer Stabilisierung mit dem Anbau von zwei Strebepfeilern an der Nordostecke begonnen. Unter Leitung des Professors Georg Rüth aus Dresden konnte 1934 eine Sicherung des Turmes durchgeführt werden. Diese umfangreichen Sicherungsmaßnamen bedingten einen Abbruch des Gewölbes in der Turmhalle und einen Neubau der Chorostwand. Sie trugen zum Bestand des Turmes bis heute wesentlich bei. Die Kirche wurde 1945 geplündert. 1962 stürzte das Dach ein. Außenbau. Der Turm in den unteren Geschossen mit romanischem Mauerwerk. An seiner Nordseite ehemals die Stadtmauer angebaut, an seiner Südseite die heute abgebrochene Ostmauer des Chores; diese hat wohl zeitweilig auch als Stadtmauer gedient. Der quadratische Turm, im Erdgeschoss mit 1,80 m starken Mauern, viergeschossig; zwischen dem zweiten und dritten sowie über dem vierten Geschoss ein umlaufendes Gesims. An allen vier Turmseiten schmale rundbogige Schlitzfenster erhalten. An der Nordseite ein rundbogiges Portal mit Kämpferplatten, darüber ein jüngeres Rechteckfenster. An der Südseite zum Chor eine vermauerte, doppelte rundbogige Bogenöffnung, darüber drei Bögen im Mauerwerk erkennbar. Im dritten Turmgeschoss ein älteres Gesims eines Zwischendaches erhalten, in seiner Spitze der rechteckige Turmzugang. Das Turmuntergeschoss mit einer Betondecke von 1934. Über dem Glockengeschoss aus verschiefertem Fachwerk der Turmhelm, dieser als geschweifter Helm unter doppelter, achtseitiger Laterne, darüber mehrfach geschwungene Schweifkuppel mit Nadelspitze und Knauf. Das Kirchenschiff nur in den Außenmauern bis zum Traufgesims erhalten. Die hohen, rundbogigen, barocken Fenster unregelmäßig angeordnet, teilweise kleinere Fenster für die Emporenbelichtung eingebrochen. Auf der Südseite ein gotisches Chorfenster erhalten. Das gotische Portal vermauert und ein modernes Portal 1910 eingefügt. Über dem gotischen Portal eine Wand- Sonnenuhr, inschriftlich 1505; in der Mitte der Südwand noch der Ansatz des Treppenturmes sichtbar; die vier zweifach gestuften Strebepfeiler erhalten. Die Bauinschriften westlich des Portals am Strebepfeiler und der Außenwand eingelassen. An der Chorwand der Ansatz der Stadtmauer sichtbar. Am Westgiebel, zwischen die beiden Strebepfeiler, der Vorbau vorgesetzt. Im Vorbau das gotische Portal erhalten und ein Zugang zur Orgelempore sichtbar. Die Nordwand durch die Hanglage wesentlich niedriger, mit drei rundbogigen, barocken Fensteröffnungen. Das nördliche Seitenschiff unter einem eigenen Pultdach an das Hauptschiff angeschlossen Das gotische Portal gleichfalls vermauert und ein neugotisches Portal eingesetzt. Innenraum. Die trapezförmigen Altarstufen sowie zwei Pfeilerstümpfe erhalten. Ausstattung. Die Ausstattung nicht erhalten. Die Grabplatten und ein Kruzifix in die Unterkirche, der Taufstein in die Altstädter Kirche verbracht. Die Glocke aus dem 20. Jahrhundert, Bronzeguss der Firma Schilling & Söhne Apolda. Der Kirchhof in seinen Grenzen zum Teil erhalten, an der Südwestecke Mauerteile der Kirchhofmauer sichtbar. Die nördliche Kirchhofmauer an der Oberkirchgasse 1881 weiter südlich versetzt und ein Durchgang an der Stadtmauer geschaffen. Der Kirchhof war nicht öffentlich, sondern diente anfänglich der Brüderschaft, nach der Reformation den örtlichen Honoratioren als Begräbnisplatz, von den einst zahlreichen Grabdenkmäler keins erhalten. Evangelisch-lutherische Kirche St. Petrus mit Kirchhof. Altstädter Kirchgasse 8. Die Peterskirche bildet den Mittelpunkt der Altstadt. Ihr Patrozinium verweist auf eine Kirchengründung von hohem Alter. Im 12. Jahrhundert bildete sie den Mittelpunkt der Sedes Frankenhausen im Archidiakonat Jechaburg. Baugeschichte. Der erhaltene Kirchenbau entstand nach Ausweis der Bauzier in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert. Verschiedene Vermutungen zur Gestalt der Vorgängerkirche bzw. des romanischen Langhauses bisher ohne archäologischen Nachweis. Westlich an den romanischen Chor wurde 1782 (dendrochronologisch datiert) ein Fachwerkbau vorgesetzt. Nach 1889 erfolgten die Erneuerung der Ausstattung, der Einbau eines Fensters in der Chorsüdwand, der Neuverputz des Innenraums und die Erneuerung des Fußbodens. Die Renovierung von 1935 bis 1938 veränderte den Raumeindruck maßgeblich. Die hölzerne Tonnendecke wurde entfernt, eine Flachdecke eingezogen, Gestühl und Empore wurden umgestaltet und ein Treppenanbau an der Westseite entstand. Eine Instandsetzung um 1965 führte zum Einbau eines neuen Altars, einer Orgel und zu einer erneuten Ausmalung der Apsis. Außenbau. Das Gebäude besteht aus einer halbrunden Apsis, dem fast quadratischen Chor mit seiner Fachwerkverlängerung auf hohem Steinsockel nach Westen und dem rechteckigen Fachwerkanbau des Treppenhauses. Durch die um einen Meter erhöhte Niveau des Kirchhofes ein erhaltenes Gesims an der Südwand nicht sichtbar. Die Apsis unter Zeltdach, der Chor unter Mansarddach mit Schopf und je zwei Dachgauben zu beiden Seiten. Die romanischen Bauteile durch sorgfältig gesetztes Quadermauerwerk ausgezeichnet. Die Apsis durch schmale Lisenen gegliedert, das Ostfenster am Gewände mit einem halbrunden Profilrahmen; das Traufgesims gekehlt. Ein nachträglich eingebrochenes Südfenster vermauert. Das weit vorgezogene Zeltdach mit Biberschwanzdeckung. Der Chor durch Niveauerhöhung niedriger wirkend, seine Außenwände mehrfach ausgebessert. An der Nordseite ein romanisches Rundfenster und ein moderner Strebepfeiler. An der Chorsüdseite ein älterer abgestufter Strebepfeiler, wohl die östliche Schultermauer des ehemaligen Kirchenschiffs. Ein barockes Rechteckfenster zugesetzt und dort ein neuromanisches Rundbogenfenster eingesetzt. Die Westseite bildet der verschieferte Treppenhausanbau. Zwei 1880 noch vorhandene Pfeiler an den Langseiten mit romanischen Halbsäulen und Kapitellen mittlerweile verschwunden. Innenraum. Der Innenraum mit eingeschossiger hufeisenförmiger Empore, das Gestühl entfernt. Prägend die Ausmalung der Apsiskalotte mit Christus als Weltenrichter. Apsis und Chor weiß gefasst, der Fußboden mit Sandsteinplatten belegt und zur Apsis um eine Stufe erhöht. Der Chor mit einer hölzernen Flachdecke versehen. Der Chorbogen aus Sandsteinquadern gesetzt. Die schlichte nördliche Kämpferplatte erneuert, die südliche vermutlich zweitverwendet, auf dieser in hochwertiger Steinmetzarbeit Petrus mit Schlüssel abgebildet, außerdem Kerbschnittmuster und ein Palmettenfries. In der steinernen Apsiskalotte Wandmalerei mit Christus als Weltenrichter in einer Mandorla und den beidseitig dargestellten Zügen der Verdammten und Seligen, 13./14. Jahrhundert, mehrfach übermalt. Die letzte Fassung in Ölfarbe von 1938, den Gesamteindruck des gotischen Kunstwerkes verfälschend. Von den älteren Farbfassungen der Wände nur wenige Spuren erhalten. Ausstattung. Die Ausstattung mehrfach erneuert, der Altar von 1960, die alte Altarplatte vor dem Eingang abgelegt. Der achteckige gotische Taufstein von kelchförmiger Gestalt, aus der Oberkirche stammend. Auf der Westempore eine kleine Orgel von Hartmut Schüßler (Gehren), 1961 eingebaut. In dem 1783 in das Dach eingebauten Glockenstuhl eine kleine Bronzeglocke der Firma Christian Stoermer aus den 1920er/30er Jahren. Der Kirchhof ist durch Bebauung mit Einfamilienhäusern wesentlich verkleinert. Mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rainer Müller (Hg., TLDA) entnommen dem dreibändigen Opus Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Thüringen. Kyffhäuserkreis 5.1-5.3, E. Reinhold Verlag 2014 |
Pfarrerin: |
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Nadine Greifenstein |
Gemeindepädagoge: |
Thomas Endter |
Kantorin: |
Laura Schildmann |
Gemeindemitarbeiter: |
Bennet Hohlstamm |