versendet am 09.12.2017
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"Essen hält Leib und Seele zusammen." So sagt das Sprichwort. Unter diesem Motto gab es in der Schlotheimer Kirchgemeinde zum 1. Advent wieder einen "Gottesdienst für Leib und Seele" - einen Familiengottesdienst mit anschließendem Mittagessen. Erst gab es Gottesdienst für die Seele.
Groß und Klein konnte zur Ruhe kommen, Sorgen ablegen und neue Kraft und Zuversicht tanken. Die Musikschüler von Andrea Glaser nutzen die Gelegenheit für einen schönen Auftritt. Und dann wurde gegessen. Jeder, der wollte, hatte etwas mitgebracht.
Und so fanden sich auf dem Büffet verschiedenste Salate, Eintöpfe, Gebackenes und Gebratenes und sowie diverse Nachtische.
Dachdeckermeister Jürgen Helmbold ließ es sich nicht nehmen, seine Nudelsuppe am Lagerfeuer zuzubereiten - ein Gedicht! Jeder wurde satt, aber das war eigentlich gar nicht das Wichtigste: "Es ist so schön, wenn viele um einen Tisch sitzen, so war's früher bei uns zu Hause", sagte eine strahlende Hausfrau.
Und ein anderer ergänzte: "Auf mich hätte zu Hause niemand gewartet, wie wunderbar ist das, dass wir hier gemeinsam essen". So war dieser Gottesdienst für Leib und Seele schön für die ganze Familie, aber genau so für Alleinstehende. Zum nächsten Mal im Frühjahr ist wieder jeder herzlich eingeladen, egal ob Kirchgänger oder nicht.
Am Nachmittag des 1. Advents, während des äußerst gut besuchten Weihnachtsmarktes im Technik- und Heimatmuseum in Großmehlra, hatte die örtliche Kirchengemeinde wieder zu einer halbstündigen Adventsandacht eingeladen. Interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich schon vor Beginn an den Tischen in der herrlich warmen Museumsschmiede niedergelassen und lauschten nun den Advents- und Weihnachtsliedern, die der Kirchenchor Menteroda-Holzthaleben unter der Leitung von Kantor Rüdiger Löwer zu Gehör brachte.
Zwischen den Texten und Gebeten sangen die Versammelten das alte schöne Adventslied “Macht hoch die Tür.
In seiner Andacht ging Pfarrer Thomas Reim dann auf die Weihnachtswünsche der Menschen und Gottes ein.
Abschließend wünschte der Pfarrer allen (bei Kerzenlicht) eine gesegnete Adventszeit und ein frohes Christfest. Heller und schöner als bisher leuchtete an diesem Abend weithin der oberste Bereich des Kirchturms der Großmehlerschen Kirche.
Allen Mitwirkenden sei herzlich gedankt für einen schönen Start in die diesjährige Adventszeit.
Es war die ideale Einstimmung auf den diesjährigen Advent: mit wunderschönen Klängen nahm das Mandolinenorchester Struth die zahlreichen Konzertbesucher am 1. Adventswochenende in der Schlotheimer Stadtkirche mit auf eine musikalische Reise.
Mit Melodien von Beethoven, Ave Maria bis zu Aschenbrödel boten die Eichsfelder ein vielfältiges und hochklassiges Programm. Sowohl die Besucher als auch die Musiker waren sich einig: das soll bald wiederholt werden!
Evangelischen Pfarrarchiven wird selten die Aufmerksamkeit zuteil, die sie verdienen. Dabei erzählen die in ihnen verwahrten Dokumente bewegte Geschichte unserer mitteldeutschen Gemeinden. Sie geben Auskunft nicht nur über Bauten und Pfarrstellen, sondern auch über Familien, Finanzen, Tragödien und Glücksfälle durch die Zeitläufte. Hier lassen sich regionale Besonderheiten und Entwicklungslinien nachzeichnen und verstehen. Allerdings geraten Pfarrarchive zuweilen selbst unter die Räder. Strukturveränderungen heben gewachsene Raumordnungen auf, lassen kirchliche Gebäude und Gemeindebereiche verwaisen. „Provenienzvermischung“ und „Schwächeeinbrüchen bei der Registraturdisziplin“ sind vorsichtige Formulierungsversuche für mancherorts desaströse Zustände. Unorthodoxe Lösungen und kreative Antworten auf die Frage nach einem effizienten Weg zur Sicherung der Überlieferung sind gefragt. Bei einer Tagung unter dem Titel „Formatvorlage? Kirche bleibt im Dorf, aber Pfarrarchive kommen in Bewegung“ waren am 20. November mehr als dreißig an Archivarbeit Interessierte aus allen Gegenden der Landeskirche der Einladung des Kirchenkreises Bad Frankenhausen-Sondershausen in den Kapitelsaal des Klosters Volkenroda gefolgt.
Eine vertiefte historische Einführung in die Entwicklung der Pfarrarchivpflege im Thüringischen durch die Leiterin des Landeskirchenarchivs in Eisenach, Dr. Hannelore Schneider, öffnete zu Beginn der Tagung den Blick auf das weite Aufgabenfeld peripherer Quellensicherung. Die Verantwortung für die Bestände in evangelischen Pfarrarchiven ruht heute vielerorts auf wenigen ehrenamtlichen Schultern. Diese Situation ruft nach unbürokratischer finanzieller Förderung und professionellem Begleitmanagement. Dr. Wolfram Theilemann (Archivpfleger im Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen) und Wilhelm Georg Lindner (Lesser-Projekt) stellten dazu passend zwei über Drittmittel finanzierte Pilotprojekte zur Archiv- und Bibliothekspflege im Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen vor.
Mit Hilfe der „Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes“ (KEK, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) wurden im Regionalpfarramt Greußen-Großenehrich insgesamt 20 Pfarrarchivbestände fachgerecht bearbeitet, um sie anschließend als Depositum ins Landeskirchenarchiv Eisenach zu überführen. Und im kooperativen Zusammenspiel von Friedrich-Schiller-Universität Jena, Forschungsbibliothek Gotha, Landeskirchenarchiv Eisenach und Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen, werden sämtliche Pfarrbibliotheken dieser Superintendentur erfasst, beschrieben und katalogisiert. Gefördert wird dieses noch andauernde Projekt von der in Nordhausen und München ansässigen Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung.
Ein Blick in benachbarte Landeskirchen zeigte, dass die Bestandserhaltung auch hier zum Pflichtenkanon archivarischen Handelns gehört. Für die etwa 800 Kirchengemeinden in Sachsen zum Beispiel wird die Archivpflege traditionell von vier Regionalkirchenämtern aus versehen, so die Archivarinnen Judith Raue und Ulrike Budig, von denen aus jeweils ein hauptamtlicher Archivar in enger Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden agiert. Von solcher vergleichsweise dichten Betreuungskultur sind die in der Fläche des heutigen Kirchenkreises Mecklenburg gelegenen 251 Gemeinden weit entfernt. Dr. Johannes Graul, für diese Aufgabe der einzige Archivar im Schweriner Kirchenkreisarchiv, erkundet praktische Wege, um der unübersehbaren Aufgabenfülle Herr zu werden.
Die drängende Suche nach sachgerechter Unterbringung und fachlicher Betreuung der bedrohten Quellen machen den deutlich vorgebrachten Wunsch nach einer zentralen Archivlösung für diese Region nur allzu verständlich. Die historischen Kirchenbibliotheken in Mecklenburg-Vorpommern werden gegenwärtig bereits in einem zentral organisierten Projekt erfasst. Cornelia Chamrad (Rostock) berichtete, wie in ihm die Nordkirche, die Universitäts-Bibliothek Rostock sowie die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung zusammen arbeiten, um Wege der Erhaltung, Erschließung und Nutzung für diese bedeutenden Bibliotheksbestände zu ermöglichen. Henrik Otto vom Landesarchiv Sachsen-Anhalt zeigte auf, dass die wertvollen Originale innerhalb eines knappen Finanzrahmens umso besser geschützt werden können, wenn vor Ort ein Problembewusstsein für die eigene Archivsituation besteht. Wenige Grundkenntnisse, Interesse und Engagement genügen oft schon, um kostengünstig unzuträgliche Zustände für das Archivgut zu beenden.
Die Leiterin der Koordinierungsstelle zur Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes (KEK), Dr. Ursula Hartwieg, bekräftigte einmal mehr, dass die Bundesrepublik die Quellen der evangelischen Pfarrarchive ungeteilt zum gemeinsamen deutschen Kulturgut zählt. Die bundesweiten Handlungsempfehlungen dieser Institution bekennen sich klar zur Erhaltung der vorhandenen Originale und bieten unbürokratische Hilfe für Maßnahmen der Bestandserhaltung auch für kleine Archivträger, wie z. B. Kirchengemeinden, an.
Wie angesichts übervoller Termin- und Aufgabenkalender in größer werdenden Zuständigkeitsgebieten Pfarrerinnen und Pfarrer die Verantwortung für ihre Archive wahrnehmen können, entwickelten abschließend Superintendent Kristóf Bálint, Dr. Wolfram Theilemann und Dr. Hannelore Schneider. Ihr gemeinsam getragenes Pilotprojekt zur Sicherung von Pfarrarchivgut im effizienten Zusammenspiel von Gemeinde, Kirchenkreis und Landeskirchenarchiv könnte sich zur dauerhaft förderungsfähigen „Formatvorlage“ mit Perspektive etablieren. Die Tagung hielt fest: Das Erbe unserer evangelischen Gemeinden geht ohne Überlieferungspflege irgendwann verloren. Die Folgen einer derartigen (vorhersehbaren) Amnesie würden auch den Verlust von Charakter und Profil evangelisch geprägter Landschaften bedeuten; daneben den Verlust rechtssichernder Dokumente und wichtiger Quellen für den Nachweis regelkonformen Verwaltungshandelns. Institutionen ohne quellengegründeten Bezug zu ihrer Geschichte machen sich tendenziell beliebig. Davor sind sie zu bewahren.
Text: Christina Neuss
Bilder zur Tagung unter Bildergalerie