versendet am 25.01.2019
Der Weltgebetstag 2019 wirft seine Schatten voraus:
„Kommt, alles ist bereit”: Mit der Bibelstelle des Festmahls aus Lukas 14 laden die slowenischen Frauen ein zum Weltgebetstag am 1. März 2019. Ihr Gottesdienst entführt uns in das Naturparadies zwischen Alpen und Adria, Slowenien. Und er bietet Raum für alle. Es ist noch Platz – besonders für all jene Menschen, die sonst ausgegrenzt werden wie Arme, Geflüchtete, Kranke und Obdachlose. Die Künstlerin Rezka Arnuš hat dieses Anliegen in ihrem Titelbild symbolträchtig umgesetzt. In über 120 Ländern der Erde rufen ökumenische Frauengruppen damit zum Mitmachen beim Weltgebetstag auf.
Slowenien ist eines der jüngsten und kleinsten Länder der Europäischen Union. Von seinen gerade mal zwei Millionen Einwohner*innen sind knapp 60 % katholisch. Obwohl das Land tiefe christliche Wurzeln hat, praktiziert nur gut ein Fünftel der Bevölkerung seinen Glauben. Bis zum Jahr 1991 war Slowenien nie ein unabhängiger Staat. Dennoch war es über Jahrhunderte Knotenpunkt für Handel und Menschen aus aller Welt. Sie brachten vielfältige kulturelle und religiöse Einflüsse mit. Bereits zu Zeiten Jugoslawiens galt der damalige Teilstaat Slowenien als das Aushängeschild für wirtschaftlichen Fortschritt. Heute liegt es auf der „berüchtigten“ Balkanroute, auf der im Jahr 2015 tausende vor Krieg und Verfolgung geflüchtete Menschen nach Europa kamen.
Auch in vielen Gemeinden in unserem Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen organisieren und gestalten Frauen in ökumenischen Gruppen den Weltgebetstag. Zur Vorbereitung und Unterstützung dieser weltweiten Bewegung, werden wir auch im nächsten Jahr wieder eine Einführungsveranstaltung anbieten, damit Sie vor Ort in den Gemeinden nicht bis Erfurt oder Halle fahren müssen. Hierauf möchten wir Sie bereits jetzt hinweisen.
Die Veranstaltung findet am 02.Februar von 10-15 Uhr wieder in Ebeleben statt.
Herzliche Einladung!
Familien und ihre Bedürfnisse standen im Zentrum des Fachtags am 17. Januar in Erfurt in Räumen des Landeskirchenamts, den Ute Birkner, Geschäftsführerin der Evangelische Aktionsgemeinschaft für Familienfragen (EAF) in Thüringen, federführend und in Kooperation mit dem PTI, der EAF Sachsen-Anhalt und der Evangelischen Erwaschsenenbildung (EEB) organisiert hatte.
Auf vielfältige Weise wurde das Thema in Vorträgen beleuchtet und in Workshops vertieft. Über 40 Teilnehmende waren der Einladung gefolgt: Erzieherinnen und Erzieher, Kitaleiterinnen und Kitaleiter, Fachberaterinnen und Fachberater, Mitarbeitende aus verschiedenen Ämtern Thüringer Landkreise, Sozialarbeiterinnen und Sozialberater, Familienberaterinnen und Familienberater, Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen, Pfarrerinnen und Pfarrer, Studierende der Fachhochschule in Erfurt und Mitarbeitende der Diakonie und Jugendhilfe.
Eine bunte Mischung von Menschen, die auf je ihre Weise dabei mitwirken, Familien mit bedarfsgerechten Angeboten vor Ort zu unterstützen und zu begleiten. Besonders hervorzuheben ist dabei das gelungene Miteinander von nichtkonfessionellen und kommunalen Trägern und Einrichtungen und kirchlichen Mitarbeitenden.
Die Vortragsreihe wurde eröffnet von Superintendent Kristóf Bálint. Er berichtete, wie sich sein Kirchenkreis Bad Frankenhausen - Sondershausen auf den Weg begeben hat, eine Modellregion für eine familiengerechte Kirche zu werden. Ein Erfolgsrezept sind die Verzahnungen mit den Verantwortlichen des Kyffhäuserkreises für das Thüringer Landesprogramm solidarisches Zusammenleben der Generationen - Familie eins99. Gemeinsam entstehen in Kooperation von Kirchenkreis und Landkreis viele ganz konkrete Projekte in den Gemeinden vor Ort.
Die Vortragsreihe wurde fortgesetzt von Jeanette Mardicke und Julia Hecker von der Servicestelle "Thüringer Eltern-Kind-Zentren" (ThEKiZ) …
Weitere Informationen unter http://pti.ekmd-online.de/portal/start/1-nachrichten/40133.html
Gleich am Jahresanfang, vom Tag nach Dreikönige bis zum 10. Januar, machten sich die Mitarbeiter des Kirchenkreises Bad Frankenhausen-Sondershausen auf den Weg.
Wie einst die Sterndeuter; doch nicht um das Kind zu finden, sondern um zu erleben, zu hören und zu schmecken was es heißt, einen interreligiösen Dialog zu führen. Mitten in dem Kiez mit den meisten Ausländern in Deutschland (neben Offenbach im Ruhrgebiet), mitten in Neukölln, machten sie sich auf die Suche nach Gesprächspartnern.
Sie suchten nach Belegen für die oft von „besorgten Bürgern“ beschworene „Vermischung“, die „Überfremdung“ und die überall wahrnehmbaren Probleme und fanden: große Offenheit, großartige Gastfreundschaft und beeindruckendes Interesse aneinander.
Nach der Ankunft ging es sogleich in die Berliner Mission, woselbst wir in deren Arbeit eingeführt wurden.
Noch am Abend war ein Vortrag im IZG (Interkulturelles Zentrum Genezareth) angesetzt, bei dem uns das Leben im Kiez Neukölln aus erster Hand vorgestellt wurde und dabei so gar nicht den Eindruck erweckte, ein „Problem-Kiez“ zu sein. Pfarrer Reinhard Kees schilderte die Probleme und Chancen des Viertels ohne Beschönigungen und ungeschminkt, dafür bei einer türkischen Linsensuppe und leckeren türkischen Brotaufstrichen und Gemüse.
Von der Reise und den ersten beiden Programmpunkten in der Nacht im Motel erholt, wurde anderntags der Sikh-Tempel besucht, barfuß und mit bedecktem Haupt zuerst mit einem Imbiss verwöhnt, in Gesprächen in die Religion der Turbanträger, deren Zeichen unbeschnittenes Haar, ein Armreif, die Unterkleidung und der symbolische kleine Dolch sind.
Nach einer intensiven Zeit und ebenso intensiven Gesprächen, in denen wir den Eindruck gewannen, hier eine Gastfreundschaft zu erleben, wie sie weithin in Deutschland selten zu finden ist, ging es weiter in die Mitte der Stadt, zum „House of One“. Dieses Projekt ist bisher weltweit einmalig. In einem neu zu errichtenden Gebäude, für das viele Architekten weltweit Entwürfe fertigten, werden Juden, Christen und Muslime unter einem Dach beten und feiern.
Die Idee ist phänomenal und weltweit einzigartig. In einem Kubus, der als Informationspunkt diente und in der Folgewoche abgebaut wurde (er kam wieder zurück nach Wittenberg, von wo er ausgeliehen worden war), saßen die Mitarbeiter des Kirchenkreises und hörten von der Idee und den überaus großzügigen Spenden von vielen Gönnern weltweit. Am 14. April wird hier der Grundstein für das „House of One“ gelegt. Näheres dazu auch unter https://www.ekmd.de/aktuell/nachrichten/house-of-one-startet-mit-bauvorbereitungen-rabbiner-nachama-interreligioeses-friedensprojekt.html
Erstaunt über Projekte, die der Verständigung der Religionen untereinander wesentliche Impulse zu geben imstande sind, wurde der Abend begrüßt.
Anderntags trafen wir schon morgens mit einem profunden Kenner des Islams zusammen, der schon beruflich in einigen islamischen Ländern arbeitete und lebte. Er führte uns in den Islam ein, vermochte uns z.B. zu vermitteln, dass nicht einmal die Hälfte aller Muslima (weibliche Muslime) einen Schleier trägt und in Berlin-Neukölln und Offenbach die meisten Ausländer in Deutschland leben. Doch was ist ein Ausländer? Ist es auch jemand, der bereits in der dritten Generation in Deutschland lebt, hier geboren wurde und so gar keine Bindung mehr an das Heimatland seines Großvaters hat, der seinerzeit in der Heimat als Arbeiter abgeworben wurde, um nach Deutschland zu kommen, ja der nicht einmal die Sprache seiner ursprünglichen Heimat spricht?
Mit diesem aufgefrischten Wissen, besuchte die Gruppe die Neuköllner Begegnungsstätte, eine ehemals Neuapostolische Kirche zur Moschee umgebaut. In einem sehr intensiven Gespräch, vor und nach der mittäglichen Gebetszeit, wurde Fragen und Antworten ausgetauscht, konnte Allgemeinwissen ergänzt oder kritische Fragen gestellt werden. Der schon seit vielen Jahren in Deutschland lebende Imam wich keiner der Fragen aus und fand auch kritische Worte zu Entwicklungen im Islam. Eine Begegnung, die auch manchem derer gut getan hätte, die meinen alles vom Islam zu wissen und oft nicht einmal mit einem Muslim gesprochen haben.
Doch damit war der Tag noch nicht beendet, wiewohl sehr gut gefüllt. Wir wurden mit einem beeindruckenden Projekt bekannt gemacht, den Stadtteilmüttern. Frauen aus allen in Berlin vertretenen Kulturkreisen helfen hier, im Auftrag der Sozialämter, Familien mit ausländischen Wurzeln, sich im „Dschungel der Paragraphen und Hilfsangebote“ und deutscher Gründlichkeit zurecht zu finden. Dieses Projekt, von einer in Berlin lebenden Ungarin begründet, wird heute in vielen Kiezen von Berlin, in ganz Deutschland, Europa und weltweit kopiert und ist außerordentlich erfolgreich. Einer Frau (es gibt auch wenige „Stadtteilväter“), die in der eigenen Sprache in Deutschland helfen kann, wird leichter die Tür und das Herz geöffnet als einem deutschen Sozialbeamten, der gar nicht alle Kulturen kennen kann und folglich nicht zu jedem Hilfsbedürftigen durchdringt – schon gar als Mann.
Danach besuchten die „Stadtbesucher auf Zeit“ noch die jüdische Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin Mitte. In einer sehr plastischen und eindringlichen Führung wurden wir gewahr, wohin Unkenntnis und Unvermögen, ja Unverstand und böswillige Verleumdung führen können, wenn andere Kulturen und ihre Bücher, andere Menschen pauschal verunglimpft, ausgegrenzt und letztlich verfolgt werden. Ein mahnendes Beispiel dafür, was passiert, wenn auch heutzutage undifferenziert und –reflektiert pauschale Urteile gefällt, wiederholt und damit immer weiter verstärkt werden, ohne jede Substanz und meist haltlos. Wenn sich nur jeder von denen, die sich heute als Lehrmeister anderer aufspielen mit den Religionen beschäftigte, über die er urteilt, dann wären die Urteile moderater, sachlicher und von Wissen getrübter…
Am Donnerstag besuchten die ermatteten Berlinbesucher voller Eindrücke noch die Melanchthon-Gemeinde, aus der die Kantorin und Organisatorin der inhaltlichen Reise, Frau Schildmann, stammt, um ihren Eindrücke auszutauschen und sich dienstlich neu zu orientieren. Voller Eindrücke fuhr die Gruppe aus Berlin zurück und kann nun, von Wissen aus erster Hand, vielem Halbwissen und Wissen aus dritter Hand mit profunder Sachkenntnis entgegentreten. In der Reflexion mit den Glaubensinhalten der anderen Religionen wurde immer wieder die Frage laut: Woran glaubst Du selbst? Was ist meine Meinung zu dieser oder jener Sache?
Ein besonders kostbares Geschenk dieser Reise, die das Fremde als Bereicherung und als „Prüfstein“ für den eigenen Glauben verstehen lernt. Weiterentwicklung geschieht durch Reibung, durch Infragestellung – als dieses stellte sich der interreligiöse Dialog heraus. Wer nur seine Meinung gelten lässt oder nur die Bestätigung seiner Meinung akzeptiert, der verarmt und verkümmert. Im schlimmsten aller Fälle verblödet er. Schon deshalb war die Reise ein Gewinn, für die Reisenden direkt und für alle, die mit ihnen Kontakt haben, kann sie es indirekt werden. Fragen Sie nach den Eindrücken und Glaubensinhalten, es kann auch Sie bereichern.